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Paradies für Sommervögel

Mit Liebe, Leidenschaft und Gespür verwandelte Gartenbloggerin Eveline Käppeli ein tristes Grundstück in Mellingen AG in eine blühende Oase, in der nicht nur Schmetterlinge gern verweilen.

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Gräser und spät blühende Stauden wie Fetthenne und Herbstanemone erfreuen im Spätsommer und bis in den Herbst hinein.

Bei der Farbe Gelb scheiden sich die Gartengeister. Das ist bedauerlich, denn wenig bringt den Spätsommergarten so herrlich zum Leuchten und Strahlen wie gelbe Blüten. Zudem übt gerade Gelb eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Insekten aus. Im Garten von Gartenbloggerin Eveline Käppeli in Mellingen AG kennt man diesbezüglich zum Glück keine Scheu. Bereits am Gartentor lächeln einem die fröhlichen, sonnigen Gesichter der Rudbeckien (Gelben Sonnenhüte) entgegen. Daneben erzittern die zartrosa Röckchen mannshoher Herbstanemonen (Anemone hupehensis, Anemone x hybrida) in der lauen Brise. Die namenlosen Schönen bekam Eveline einst von ihrer Nachbarin, und da sie so prächtig gedeihen, setzte sie später noch eine weissblühende Sorte dazu. Herbstanemonen gedeihen in fruchtbarem, frischem Boden in der Sonne und haben hier offensichtlich ihr Glück gefunden. Hach, es blüht so üppig, man weiss gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll! Dabei entlockt Gästen bereits die Lage des Grundstücks am Ufer der Reuss ein ehrfürchtiges Staunen: Wasser ist immer ein Bonus, auch wenn es im Winterhalbjahr wallenden Nebel mit sich bringt.

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Sonnenhüte sind Insektenmagnete und bringen im Spätsommer und Herbst den Garten zum Leuchten.

Von Null auf Garten

Als Eveline Käppeli und ihr Mann das Haus vor nahezu zwanzig Jahren kauften, sah es beileibe weniger einladend aus. Es war in denkbar schlechtem Zustand, und so konzentrierte sich das Paar die ersten Jahre auf die Sanierung. Das nahezu unbepflanzte Grundstück – es gab nur jeweils einen Kirsch- und einen Zwetschgenbaum – diente derweil den Kindern als grosse Spielwiese. Um dem Massentourismus zu entfliehen, bereiste Familie Käppeli in den Ferien anstelle von Italien und Südfrankreich lieber den Süden Englands. «Wenn das Wetter nicht so gut war, besuchten wir den einen oder anderen Garten», erklärt die Frau mit dem dunkelgrünen Daumen. Und so kam es, dass ihre ohnehin bereits vorhandene Natur-und Gartenliebe eine neue Dimension annahm. Inspiriert von englischen und auch holländischen Anlagen, darunter der Garten der berühmten, kürzlich verstorbenen Beth Chatto in Essex (GB), machte sie sich gemeinsam mit ihrem Mann erst vor etwa sechs Jahren an die Gestaltung des eigenen grünen Reichs. Dieses kam ihr mit den Jahren vor allem im Winter so kahl und unfreundlich vor wie ein «unmöbliertes Zimmer». Damals war es noch von allen Seiten einsehbar und bot keinerlei Privatsphäre. Das sollte sich nun ändern. Gesagt, getan! In der Anfangsphase halfen Skizzen bei der Visualisierung der Ideen. Die Form der Beete kristallisierte sich heraus, indem Eveline Käppeli diese mit Seilen und Schläuchen markierte. Heute verleihen selbst gebaute Rankgerüste und Rosenbögen Struktur und schaffen in Verbindung mit Hecken locker voneinander getrennte Räume. So avancierte das wenig einladende Aussenwohnzimmer innerhalb kurzer Zeit zur geliebten Wohlfühloase.

Die Gartenbesitzerin fing an, über ihre Erfahrungen zu bloggen, und traf viele Gleichgesinnte. Ein wertvoller Austausch entwickelte sich, den sie heute noch schätzt, auch wenn sich ihre virtuellen Aktivitäten mittlerweile auf Instagram verlagert haben, wo mehrere Tausend am Zauber ihres Gartens im Jahreslauf teilhaben. Die gelernte Fotolaborantin beweist zudem ein gutes Händchen für die Fotografie und setzt Blüten und Schmetterlinge gekonnt und gefühlvoll in Szene. Gerade Sommervögel bringen ihr Herz zum Hüpfen, weshalb sie Stauden wie Fetthenne (Hylotelephium), Sonnenhut (Rudbeckia), Goldrute (Solidago), Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis), Astern (Aster / Symphyotrichum) und Anemonen bevorzugt. Denn darauf fliegen die Insekten besonders. Jetzt in dieser Jahreszeit ist die Luft erfüllt vom Summen und Brummen, während die Tiere trunken von Blüte zu Blüte fliegen.

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Hecken, Solitärgehölze und schwungvolle Beete gliedern den Garten in diverse Räume und sorgen für Spannung.

Den Alltag vergessen

Die Aufteilung in Gartenräume mit verschiedenen Stimmungen lässt die tausend Quadratmeter grosse Anlage grosszügig und weitläufig erscheinen. An der Längsseite verbindet ein kleiner Gemüsegarten mit praktischen Hochbeeten den Vorgarten mit dem Hauptbereich gegen Süden. Üppige Beete rahmen eine geschwungene Rasenfläche ein, von der aus sich liebevoll gestaltete Plätze entdecken lassen. Auf zwei Liegestühlen inmitten des gepflegten Grüns kann man die Welt für eine Weile vergessen. Etwas entfernt gibt es eine selbst gebaute Bank am Fuss des alten Chriesibaums. Sie gleicht einem Minideck und lädt zum Entspannen im lichten Schatten oder zum abendlichen Apéro ein. Verborgen hinter einer weiteren Rabatte stehen zwei Adirondack-Gartenstühle. Gemütliche kleine Sitzplätze gibt es genügend, und auch eine grössere Sitzgruppe fehlt nicht, wo die Familie im Sommer gerne ihre Mahlzeiten einnimmt. Abends sorgen weisse Papierlaternen für romantische Beleuchtung. Dezent eingestreute Dekorationen und Skulpturen ergänzen die Gestaltung. «Früher konnten alle in den Garten schauen, heute sind wir wie eingenudelt», resümiert die Gartenbesitzerin zufrieden, «wir fühlen uns wohl und geborgen.»

Text und Fotos Annette Lepple

Diese Reportage erschien in der Schweizer LandLiebe #5/2020. Lesen Sie den ganzen Artikel im E-Paper.

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